wie alles begann
Aller Anfang ist schwer... oder doch nicht?
1992 begann ich mir langsam Gedanken zu machen, was für ein Hund in ein paar Jahren mein Begleiter werden sollte, wenn Cleo (meine Dalmatiner Hündin war damals schon 11 Jahre alt) nicht mehr bei mir sein würde. Ich wollte mich besser auf meinen neuen vierbeinigen Freund vorbereiten als ich das mit Cleo getan hatte.
Der Dalmatiner war zwar seit meiner Kindheit mein Traumhund, ich hatte mir aber zu wenig Gedanken darüber gemacht, ob diese Rasse auch zu mir passen würde. Der Dalmatiner ist ein extrem bewegungsfreudiger Hund und muss entsprechend beschäftigt werden. Ich bin nicht sonderlich sportlich, war damals noch ganztätig berufstätig und ich war mir bewusst, dass ich Cleo eigentlich nicht gerecht werden konnte. Wir haben aber trotzdem 14 glückliche Jahre miteinander verbracht.
Es sollte also ein etwas ruhigerer Hund sein und wenn er zudem nicht haaren würde, wäre das perfekt. So begann ich, die verschiedensten Bücher über Hunderassen zu durchstöbern und kam nach langem Ausschlussverfahren (Grösse, Jagdtrieb, Haarqualität, Charakter waren wichtige Kriterien für mich) auf den Barbet. Nur, wo sollte ich einen solch seltenen Hund finden? Das war damals gar nicht so einfach: gemäss Auskunft bei der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft SKG gab es damals keine Barbet Züchter in der Schweiz, das Internet gab es noch nicht in der heutigen Form und zudem war ich zu unerfahren, was die Rassehundezucht anbetraf. Ich liess die Idee fallen und war drauf und dran, mich für einen Nova Scotia Duck Tolling Retriever zu entscheiden.
Nun, das Schicksal hat manchmal andere Pläne und es scheint, dass der Barbet einfach in mein Leben Einzug halten musste.
Im Frühsommer 1993 kam Franziska Lüthi aus ihren Ferien in der Bretagne zurück. Franziska hatte ein Joga-Seminar bei Rodolphe Milliat in Le Quillio in Frankreich besucht. Damals züchtete Rodolphe noch Barbets und hatte zu dieser Zeit Welpen aus 2 Würfen, die auf seinem grossen Gelände herumwuselten. Franziska konnte nicht widerstehen und machte sich mit der Hündin Isé des Canailles de Verbaux auf die Heimreise. Und alles nahm seinen Lauf.
In meinen nächsten Ferien reiste ich zusammen mit einem Freund nach Le Quillio in die Bretagne um Rodolphe, seine Zuchtstätte und natürlich seine Hunde kennen zu lernen. Das grosse Haus mit viel Umschwung liegt etwas Abseits der Strasse und als Züchter kann man eigentlich nur von solchen Bedingungen träumen. Der Empfang war sehr herzlich, Rodolphes Barbet gefielen mir und die Aufzuchtbedingungen schienen mir ideal und so war klar, dass ich vom nächsten geplanten Wurf eine Hündin für mich reservieren wollte.
Am 9.1.1995 kam meine erste Hündin Lychee des Canailles de Verbaux bei Rodolphe zur Welt. Ihre Eltern waren der wunderschöne Gallo des Canailles de Verbaux und Gigi du Partage des Eaux. Ende Februar 1995 hielt sie als 7 Wochen alter Welpe in mein Leben Einzug und sollte 15 Jahre lang eine treue Begleiterin sein. Danke Lychee!
Schon von Anfang an hatte ich den Wunsch, einmal mit Lychee einen Wurf zu haben. Aber wie jeder Neuling war ich mir überhaupt nicht bewusst, was das alles mit sich bringen würde. Lychee wurde auf HD und ED untersucht und wir hatten Glück, die Resultate hätten nicht besser sein können. Auch der Formwert war vorzüglich und so stand ihrer Ankörung am 9.3.1997 nichts im Wege. Lychee war somit die erste in der Schweiz zur Zucht zugelassene Barbet Hündin und sie sollte so Einiges ins Rollen bringen!
Nachdem Lychee zur Zucht zugelassen war ging es darum, für sie einen geeigneten Zuchtpartner zu finden. Das war damals gar nicht so einfach. In der Schweiz sind die Zuchtbestimmungen, verglichen mit allen anderen Ländern, relativ streng. So müssen unsere Hunde z.B. auf HD und ED untersucht werden und einen Barbet Rüden im Ausland zu finden, der diese Bedingungen erfüllte, war ein Ding der Unmöglichkeit. Zudem sahen die Rüdenbesitzer in der Regel den Sinn einer solchen Untersuchung überhaupt nicht ein, im Gegenteil, wir wurden sogar belächelt. 1998 gab es einen einzigen Rüden bei dem die erforderlichen Untersuchungen gemacht wurden und das war Laigle Noir des Canailles de Verbaux, er lebte in der Schweiz.
Bouba, wie er genannt wurde, war der erste Barbet Rüde, welcher am 22.3.1998 in der Schweiz zur Zucht zugelassen wurde. Der Körrichter Laurent Pichard schrieb damals: "Modèle très typique, rustique, présentant à un haut degré les spécificités de la race". Wir hatten wirklich grosses Glück, einen Rüden von solch hervorragender Qualität ganz in der Nähe zu haben. Wir hätten uns keinen besseren wünschen können!
Am 2.11.1998 kam unser A-Wurf zur Welt: 2 schwarze Rüden, 2 braun-weisse Rüden, 1 schwarz-weisse Hündin und 1 braune Hündin. Es war wirklich eine bunte Schar und was in Frankreich offenbar erst seit 2006 wieder vorkommt, war in unserer Zuchtstätte von Anfang an üblich: in 9 von 11 Würfen hatten wir braune Welpen.
Die Geburt verlief schnell und ohne Komplikationen und Lychee war eine sehr gute Mutter. Nach 14 Tagen akzeptierte sie dann auch noch die Hilfe von Nera, einer Barbet Hündin aus der Zucht von Gérard de Cerval/F. Alles verlief bestens und nach 9 Wochen zogen die Welpen aus in die neue grosse Welt: As, einer der schwarzen Rüden, ging nach Belgien, und Arabelle sollte der erste Barbet sein, welcher als Therapiehund ausgebildet wurde. Lesen Sie hier einen Bericht über ihre Arbeit.
Rückblickend kann ich sagen, dass wir grosses Anfängerglück hatten!